Magazine
Wohin mit dem Klavier?
Liebe Klavierfreundinnen und -freunde,
Wenn man sich ein Klavier oder einen Flügel im Fachhandel anschaut, es anspielt und sich dann womöglich in eines dieser angebotenen Instrumente verliebt, hat man – neben dem Spiel selbst – immer noch die erste große Hürde vor sich: Wohin stellt man das Instrument in den eigenen vier Wänden. Wir leben nun einmal in einer Zeit, in der die meisten Menschen in den Ballungszentren wohnen.
Das bedeutet, dass die meisten eine Wohnung und nicht ein Haus bewohnen. In Wohnungen ist aber der Raum für ein Klavier – geschweige denn für einen Flügel – durchaus begrenzt. Während im Klavierhandel die Räume in der Regel höher sind, man um das Instrument auch meist ein wenig Platz hat, ist dies nicht immer möglich in den eigenen vier Wänden. Das bedeutet: bevor man sich ein Instrument anschafft, sollte man sich genauere Gedanken machen, wohin man dieses Instrument letztendlich stellt. Denn ansonsten sind Sie vielleicht enttäuscht von seinem Klang, den Sie noch im Klavierhaus erlebt haben.
Denken Sie daran, dass der Klang sich mit den Räumlichkeiten ändert, dass die Reflektionen vollkommen andere sind. So ist es wichtig, dass ein Klavier nicht direkt an der Wand steht, auch wenn dies einer der Gründe ist, warum man sich ein Klavier kauft, da es weniger Platz wegnimmt in der Wohnung. Aber den vollen Klang entfaltet das Klavier erst, wenn es einigen Platz zur Wand hat, damit der Resonanzboden den Klang gegen die Wand auf den Spieler und den Raum abstrahlen kann. Schon ein paar Zentimeter mehr reichen da aus.
Bei Flügeln ist es umso schwieriger, da das Instrument geöffnet natürlich eine durchweg größere Klangentfaltung, also auch eine größere Lautstärke entwickelt. Und – unabhängig einmal von den Nachbarn und deren Fähigkeit Ihr Klavierspiel ertragen zu wollen – der Klang verändert sich bei geschlossenem Deckel, wird gedämpfter, weniger offen. Denken Sie also daran, das Instrument – wenn möglich – auch beim Händler schon so anzuspielen, wie es dann auch in der eigenen Wohnung genutzt werden wird, also geschlossen bei einem Flügel, nah an einer Wand bei einem Klavier.
Ist der Kauf erst einmal getätigt, das Instrument erst einmal transportiert, wird es schwierig zu sagen, dass Ihnen das Instrument nun nicht mehr gefällt. Und dann liegt es auch nicht mehr wirklich in den Händen eines guten Klaviertechnikers ein Instrument auf die Bedürfnisse des Raumes abzustimmen. Das geht nur zu einem Teil …
Etliche Händler bieten bei einem Flügelkauf auch eine Schablone an, mit der Sie die Größe eines Flügels Zuhause ausprobieren können. Das macht Sinn. Ein Klavier nimmt immer denselben Raum ein, aber auch hier sollten Sie genauestens nachdenken, wie Sie das Klavier positionieren. Vielleicht ist es ja auch möglich, das Instrument so aufzustellen, dass Sie nicht vor eine Wand starren …
In jedem Fall ist vor einem Kauf der Ort der Aufstellung genau zu überlegen. Und das auch ganz unabhängig davon, dass ein solches Instrument nicht direkt in die Nähe einer Heizung gehört …
Carsten Dürer
Chefredakteur PIANONews